Wir fragten François Veillerette, den Vorsitzenden von PAN-Europe, während seines Aufenthaltes in Mals auch nach seiner Einschätzung der Bedeutung der Ereignisse in und um Mals. Hier seine Einschätzung:
Das Beispiel von Mals ist sehr wichtig für uns, weil es ein Beispiel für ein lokale Initiative ist, die nicht von den „Oben“ ausgeht, sondern von der Bevölkerung getragen wird. Eine Initiative um Pestizide lokal abzuschaffen.
Für uns ist Mals ein Beispiel für alles, was Moderne Politik sein sollte.
Moderne Politik soll nicht nur von zentralen Mächten betrieben werden. Auch lokale Volksvertreter sollen, im Rahmen ihrer Kompetenzen, Initiative ergreifen und ihre Bürger miteinbeziehen. Das ist gelebte partizipative Demokratie.
Ich glaube, in der modernen Politik zeigt es sich Tag für Tag: die Menschen verlangen nach dieser Einbeziehung. Wenn eine Bevölkerung zu 75 % sagt „Wir wollen Pestizide lokal abschaffen, um die Gesundheit unserer Familien und unserer Kinder zu schützen“, dann muss man das einfach unterstützen. Das ist extrem wichtig!
Wir wollen und wir müssen diesen lokalen Mut ermutigen und auf diesem lokalen Beispiel aufbauen, um auch andere Dörfer zu überzeugen, andere Städte, diesem Beispiel zu folgen.
Die Nachricht von Mals für Europa lautet: „Pestizide sind keine harmlosen Produkte.“ Wir können und müssen darauf verzichten. Es ist eine Frage der öffentlichen Gesundheit, wie sich immer mehr herausstellt. Immer höher wird der Stapel wissenschaftlicher Studien, aus denen man sehr gut ablesen kann, dass es sich um ein globales Gesundheitsproblem handelt.
Ich bin mir sicher: Es wird ein positiver Ansteckungseffekt stattfinden!
Was in Mals jetzt passiert, glauben sie mir, das findet in diesem Augenblick auch im Bordelais in Frankreich statt, wo lokale Eltern-Organisationen sich versammeln, um in den Weinbergen zu protestieren. Es findet in Apfelanbaugebieten im Süden Frankreichs statt, wo gegen die Benutzung von Pestiziden in Frankreichs Apfelanlagen protestiert wird.
Wenn Sie die Statistiken aus jenen Regionen studieren, in denen die Menschen am stärksten durch ihr landwirtschaftliches Umfeld Pestiziden ausgesetzt sind, dann bemerken Sie, dass es eine höhere Anzahl von Krebserkrankungen gibt, mehr Fälle von Krankheiten die das Nervensystem betreffen, mehr Parkinsonerkrankungen usw. Und darum geht es hier.
Es geht nicht darum sich zu amüsieren. Das ist keine Theatervorstellung hier. Die Menschen hier wollen lediglich ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Sie haben kein Vertrauen in Pestizid-Prüfverfahren. Sie wissen sehr wohl, dass das Risiko dort zu niedrig eingestuft wird. Sie haben beschlossen, dass sie an ihrem Wohnort,ein Wörtchen mitreden wollen, bei der Entscheidung in welchem Umfeld sie leben wollen.
Und übrigens: Der Bürgermeister von Mals schlägt ja nicht vor die Landwirtschaft komplett aus dem Gemeindegebiet von Mals zu entfernen. Er schlägt lediglich eine andere Landwirtschaft vor. Und es gibt Mittel eine solche andere Landwirtschaft zu betreiben. Wenn die Menschen in diesem Tal das wollen, dann ist das doch wunderbar.