Der Kurzinhalt

Mals ist eine Gemeinde im Obervinschgau. Warst du schon einmal dort? Dann kennst du ja die eigenartige Schönheit dieses Talkessels. Dort siehst du nämlich eine Landschaft aus lange vergangenen Tagen: wogende Kornfelder, grüne Wiesen, Rinder und Schafe, Obst und Gemüse, kleine Baumgruppen dazwischen, gewundene Wege und Pfade … Eine unglaubliche Vielfalt!

Weiter westlich, im Unteren Vinschgau, suchst du diese Schönheit vergeblich. Sie wurde in den letzten 15 Jahren zerstört. Kilometer um Kilometer siehst du hier ausschließlich Apfelplantagen. In Reih und Glied, in endlosen Bahnen stehen hier Apfelbäume, die gar nicht mehr aussehen wie Apfelbäume. Zurechtgestutzt für die Bedürfnisse der Pflücker, sieht ein Baum wie der andere aus. Der Abstand zwischen den Baumreihen entspricht genau der Breite des Sprühwagens, der rund zwanzig mal pro Jahr ausrückt. So oft werden die Pflanzen hier nämlich in giftige Nebel gehüllt, mit Pestiziden behandelt. Und mit der Schönheit der Landschaft verschwand auch die Artenvielfalt. „Schädlinge“ wurden gezielt vergiftet. Andere Tiere verschwanden mit ihren Lebensräumen.

Zur Zeit aber rollt diese Monokultur-Dampfwalze auch auf den Obervinschgau zu. Da es nämlich Jahr für Jahr wärmer wird, können nun auch hier Äpfel angebaut werden. Apfelbarone bieten stolze Preise für das Land. Können die Menschen im Obervinschgau diesen Angeboten widerstehen? Da und dort tauchen jedenfalls bereits die ersten Apfelanlagen auf.

Das Resultat: durch die Windverhältnisse auf der Malser Haide zeigt sich das Pestizid-Problem auf besonders dramatische Art und Weise. Ein Nebeneinander von konventioneller und biologischer Anbauweise ist nicht möglich. Das Gift schlägt sich flächendeckend auf Fluren und Feldern nieder, aber auch auf Spielplätzen und Schulhöfen.

Dieses Problem bewegt immer mehr Menschen in Mals über ihren Schatten zu springen. Alte und junge Menschen. Bauern, Handwerker, Händler und Ärzte. Öffentlich fordern sie eine Volksabstimmung. Das Ziel: eine pestizidfreie Gemeinde Mals. Ein frischer Wind weht durch die Region. Immer neue Initiativen entstehen. Immer neue Aktionen werden durchgeführt. Nächtelang werden Transparente aus alten Bettlaken genäht und eines morgens ist es soweit: an 250 Häusern des Dorfes flattern die Forderungen der Pestizidgegner im Wind.

Doch es formiert sich auch eine mächtige Lobby von Pestizid-Befürwortern. In der Landespolitik, im Bauernbund, in den Medien und in der Pharmaindustrie: ganz harmlos seien die Pestizide. Eine Volksbefragung sei auf jeden Fall der falsche Weg. Sie sei überhaupt illegal. Denn über eine solche Frage könne nur auf EU-Ebene abgestimmt werden. Usw. Usf.

Denn alle haben etwas zu verlieren.

  • Die Südtiroler Landespolitiker fürchten, dass die direkte Demokratie Schule machen könnte.
  • Die Obstbauern fürchten um aktuelle und zukünftige Profite,
  • ebenso wie die Pharmaindustrie.
  • Die Medien singen brav das Lied der Mächtigen, von deren Werbeeinschaltungen sie leben.

Johannes Unterpertinger, Sprecher des Promotoren-Komitees für die Abhaltung einer Volksbefragung, sagt: „Wäre ich still, so hätte ich weniger Arbeit, weniger Ausgaben und weniger Ärger“. Sein Garten wurde verwüstet, das Familiengrab geschändet, er selbst wurde verbal von einem Obstbauern attackiert: „Wenn ich dich erwische, fahre ich mit dem Traktor über dich drüber, bis die Gedärme rausspritzen!“ Doch Johannes Unterpertinger zitiert Berthold Brecht: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.“

Nach zahlreichen Hindernissen und Rückschlägen – und vielen kleinen Wundern in letzter Sekunde – kommt es tatsächlich zur Volksabstimmung: 75 % der Bevölkerung stimmen gegen die Verwendung von Pestiziden. Bei einer Wahlbeteiligung von beinahe 70 %. Medien in ganz Europa berichten darüber. Die Gemeinde Mals wird mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis ausgezeichnet. Einladungen kommen von allen Seiten. Auf dem Jahreskongress der Schmetterlingsforscher in Irland bricht Jubel aus. Man spricht vom „Miracle of Mals“ und möchte den nächsten Jahreskongress im Obervinschgau abhalten.

Doch die Pestizid-Lobby gibt nicht auf. Die Abstimmung sei „null und nichtig“ titelt die führende Tageszeitung Südtirols bereits am Tag nach der Abstimmung.

Der Ausgang der Geschichte ist also noch offen.

Doch die Befürworter der Pestizidfreiheit haben gelernt, dass sie in Wirklichkeit die Mehrheit darstellen. An ihnen führt kein Weg vorbei. Und sie wollen eine Region ohne Pestizide, eine Region im Aufbruch zur Modell-Region der Nachhaltigkeit, eine Region mit mutigen Menschen, die für ihre Ziele kämpfen.

14 Kommentare

von wegen „sein familiengrab wurde geschändet“… gleich wie salto und andere angeblich seriöse zeitschriften wird einfach geschrieben was „der herr der apotheker“ den ganzen tag so von sich gibt.
sein familiengrab wurde geschändet weil dort sein Verwandter und allseitsbekannter, bis zum tode bekennender nationalsozialist Paul Maria Hafner beerdigt ist (http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Maria_Hafner)… also bevor hier noch weiter unschuldigen GRABSCHÄNDUNG vorgeworfen wird und das womöglich noch in einem film sollte wohl etwas besser recherchiert werden. lasst euch nicht für dumm verkaufen. aber es wird wohl sowieso nur wieder einer dieser einseitigen berichte, von leuten welche aus falschen gründen auf den vermeinlich richtigen zug aufgesprungen sind.

Ich finde es schade, dass dieser Kommentar anonym erfolgt. Man darf ruhig zu seinen Meinungen und Kommentaren stehen. Natürlich werden wir diesem Hinweis nachgehen und hier wie in jedem anderen Fall sorgfältig recherchieren. ABER – mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ist bestimmt nicht der „vermeintlich“ richtige Zug, sondern der einzig mögliche Zug. Und über unsere Gründe diesen Film zu machen, wissen Sie eigentlich gar nichts, oder? In diesem Fall müssten Sie ein bisschen recherchieren, gell?

Ist Paul Maria Hafner also kein Onkel von Herrn Dr. Fragner-Unterpertinger Johannes? Ansonsten könnte es ja sein, dass die Grabschändung wirklich auf diesen zurückzuführen ist oder? Was spricht dafür, dass die Grabschändung mit der Aktivität von Herrn Unterpertinger als Pestizidgegner zu tun hat?

Am besten wär’s natürlich, wenn sich der Grabschänder selbst zu Wort meldet und uns ganz genau erklären würde, was er mit diesem (doch eher abscheulichen) Akt der Barbarei bezweckt hat und wen genau er damit treffen wollte 😉

Dokumentarfilm??? Das Thema an sich in allen Ehren: aus dem Film kann viel werden, aber sicher kein Dokumentarfilm…Jedem der die 10min Vorschau zum Film gesehen hat, dürfte klar sein, dass es sich um einen sehr einseitigen, fast schon propagandistischen Film handeln wird…selten wird die Meinung des „Machers“ so früh in einem Film in Form von plumpen Schlagwörtern, erschlagender Selbstverliebtheit und übertriebener Übertreibung so klar hervorgehoben…klar gehört zu einem Dokumentarfilm auch die Meinung des Machers, ABER eine etwas objektivere Betrachtungsweise wäre hier eher angebracht….dann könnte man den Film eventuell auch als noch unentschlossener oder Kritiker ansehen wollen…
Und der Korrektheit halber:
1.) Ein NEIN zu Monokultur ist eben nicht gleich bedeutend mit einem NEIN zu Pestiziden…Ich für meinen Teil schätze die Kulturlandschaft des oberen Vinschgaus und möchte sie in keinem Fall missen, allerdings gibt es dazu andere, bessere und gerechtere Wege, als ein komplettes und vor allem sofortiges Verbot von Spritzmitteln!
2.) Nicht 75% der Malser haben für ein Verbot gestimmt, sondern 75% der Wahlbeteiligten…bei knapp 70% Wahlbeteiligung heißt das, das knapp über 50% der Malser für ein Verbot gestimmt haben…in jedem Fall die Mehrheit, aber doch ein nicht all zu feiner Unterschied zu Ihren im Film erwähnten 75%…
achja: danke, dass wir in Ihren Augen „ganz normale Menschen“ sind… 😉

p.s. zum Thema GRABSCHÄNDER: es mit einem nichts sagenden Statement samt Smiley abzutun ist unterste Schublade und bestätigt obigen Kritiker…

Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen und ihre Position mit deutlichen Worten vertreten. Ich denke, dass es gut ist, wenn Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden. Ich selbst bin im Augenblick etwas unter Zeitdruck und kann daher nur auf einige wichtige Punkte reagieren:

@ Dokumentarfilm: Beim Dokumentarfilm kommt es darauf an, was als Thema definiert wird. Man kann zum Beispiel einen Dokumentarfilm über das Leid der Bedrückten drehen und die Rechtfertigungen der Bedrücker nicht zum Thema eines solchen Filmes machen. Jeder Dokumentarfilm ist subjektiv. Subjektiv ist die Wahl des Themas. Subjektiv die Auswahl der Interview-Parnter. Subjektiv die Zusammenstellung der Fragen. Subjektiv die Auswahl der Kameraeinstellungen und Blickwinkel. Subjektiv die Selektion der Szenen im Schnitt usw. Ein Dokumentarfilm ist ebenso subjektiv, wie ein Essay.

@ Selbstverliebtheit: das wurde mir in der Tat schon öfters vorgeworfen. Und meistens habe ich zugestimmt. (Gerne würde ich hier ein Smiley setzen, da ich aber verstehe, dass Sie kein Freund von Smilies sind, lass ich’s bleiben.)

@ Nein zu Pestiziden ungleich Nein zu Monokulturen: Das stimmt. Sehr giftige Pestizide sind nur EIN (besonders rücksichtsloses und brutales) Mittel zur Durchsetzung von Monokulturen. Monokulturen gibt es auch ohne Pestizide. Aber Pestizide zu verbieten ist auf jeden Fall einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Im zweiten Schritt kann man dann das tiefer liegende Problem der Monokulturen vollständig lösen. Ich würde also vorschlagen: 1) keine hochgiftigen Pestizide mehr 2) keine Monokulturen.

@ Knappe Mehrheit für Pestizid-Gegner: Hier muss ich entschieden widersprechen. Die Nichtwähler sind weder Neinwähler noch Jawähler, sondern Menschen die sich der Stimme enthalten. Jede Mutmassung über deren Vorlieben ist müsig. (Am ehesten könnte man vermuten, dass die Nein und Ja Stimmen sich hier ähnlich verteilen, wie bei den Teilnehmern der Abstimmung. Aber auch das ist müsig.) Ich biete ihnen eine empirische Überprüfung meiner Behauptung an: Lesen Sie alle Zeitungsberichte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und ja – auch Südtirol – zu allen Wahlen der letzten 10 Jahre. Wenn sie dort lesen: „Grüne erreichten 13 %, FDP 8 %“ usw. – dann ist immer damit gemeint: „13 % der abgegebenen Stimmen“. Und das ist das einzige was zählt. Wenn die SVP zB 51 % der Stimmen bei einer Landtagswahl erreichen würde, hätte sie die absolute Mehrheit errungen, ganz unabhängig von der Wahlbeteiligung. Aber um erhlich zu sein kann ich nicht glauben, dass Ihnen das nicht ohnehin klar ist.

@ Normale Menschen: Mit dieser Formulierung meinte ich, dass es sich nicht um politische Aktivisten handelt.

@ Grabschändung: Ich denke nicht, dass mein Kommentar nichtssagend war. Vielleicht noch einmal deutlicher: Ich halte Grabschändung nicht für ein Mittel der politischen Auseinandersetzung und möchte daher nicht über die Gründe dieser Schändung spekulieren. Wenn der Grabschänder das anders sieht, soll er sich bitte zu Wort melden. Natürlich nicht anonym. Mit dem Smiley drückte ich aus, dass ich nicht erwarte, dass das geschehen wird.

Nochmals zur Untermauerung des Kommentars von „normalermensch“: Fragner-Unterpertingers Grab wurde nicht wegen der Pestizide-Thematik geschändet, denn dann hätte der Täter oder die Täterin hellseherische Fähigkeiten: diese sicherlich zu verurteilende Grabschändung fand lange vor den ersten Konflikten zu dem Thema „pesdizitfreies Mals“ statt – sogar Jahre vorher. Diese Schandtat Jahre später als fälschliche Tatsache für leidvoll ertragene Schikanen herauszuziehen bedarf keines weiteren Kommentars.

Wir werden das klären. Ich habe diese Aussage ursprünglich nicht von Herrn Dr. Fragen-Unterpertinger, sondern aus der Phase der Literatur-Recherche, genauer gesagt aus der ff. Danke für Ihre Infos also, wir werden diese Informationen gegen checken.

Ein Nachtrag zum Thema „seriöse Recherche“: Ihre Grabschänder-Quelle hat Sie leider falsch informiert. 1) Paul Maria Hafner liegt gar nicht im Familiengrab, sondern im Grab der Familie Hafner 2) Die Grabschändung fand nicht „lange vor der Zeit der Volksabstimmung“ statt, sondern „während dieser Zeit“. Wenn Sie also selbst der Grabschänder sind (man weiß es ja nicht, da Sie sich hinter der Anonymität verstecken), dann wundert es mich nicht, dass Sie darüber hinaus auch noch ein Lügner sind. Wenn Sie lediglich freundschaftlichen Umgang mit dem Grabschänder pflegen, müssen Sie vielleicht in Zukunft bedenken, dass wer Gräber schändet nicht unbedingt als zuverlässige Quelle in diesem Zusammenhang gelten kann.

also verstehe ich das richtig, wenn der kommentierende seinen Namen angibt, dann wissen Sie, Herr Schiebel, ob er der Grabschänder ist oder nicht? Menschen mit nationalsozialistischem Gedankengut unterstelle ich nicht allzu viel Intelligenz, weshalb sich der/die „beste“ GrabschänderIn auch mal irren kann. Das ist doch ein Witz…Sie drehen sich alles wie sie es brauchen…sie zeigen von Apfelwiesen (und demnächst warscheinlich auch Weinkulturen, welche ja auch irgendwie Monokultur sind), die in Vollblüte einen Großteil des Charmes unseres Landes ausmachen, Bilder die bewusst alles ins negative rücken, sie verbinden das alles mit Dampfwalzen und bauen sogar rhetorische Brücken zu Autobahnen und sonst noch negativ behaftete Themen…Sprechen vom Rauchverbot und ja (ich hab mich schon gewundert wie lange das dauern wird) machen sogar Werbung für Ihre Vegetarische Lebensweise…Ihr Film ist auch kein Dokumentation mehr, denn Sie mischen ganz vorne mit, inszenieren Protestaktionen und stacheln die Malser gegeneinander auf ohne Rücksicht auf Verluste und bitten diese auch noch darum dafür zu bezahlen. Aber die Malser werden sich nicht ewig für dumm verkaufen lassen, nach den LIKES werden sie sich ihre Post irgendwann auch wirklich anschauen und dahinter kommen, welches Spiel sie treiben… Mit Wehmut schreibe ich diesen Kommentar, da Sie in sicher als Beweis fürs stündliche anpöbeln nutzen werden, das verkauft sich halt besser…Darüber hinaus sind sie auch noch krankhafter Polemiker…weshalb jeder weitere kritische Kommentar von Ihnen wahrscheinlich sehnsüchtig erwartet wird. 1 persönliches Anliegen noch, dann wars das von mir:
Bis zum „Wunder von Mals“ hab ich Asterix mit keinerlei negativem verbunden…(negativ nicht wegen dem Thema an sich, sondern einzig und allein wegen Ihrer Vorgehensweise)

Ach herje, wieso muss denn das Diskussionsniveau im Netz immer so unglaublich tief ansetzen? Wenn sie sich auf der Strasse treffen würden, dann wäre es ihnen doch auch mehr als peinlich in weinerlichem Ton so von erwachsenem Mann zu erwachsenem Mann zu sagen: „He, Sie kranker polemischer Vegetarier, jetzt haben sie mir das mit Asterix und Obelix aber echt versaut mit ihrem blöden Film, der übrigens gar kein echter Dokumentarfilm ist, gell.“

Also mir wäre dies als erwachsener Mensch zumindest peinlich. Ein Dokumentarfilm ist übrigens in vielen Fällen am wahrhaftigsten, wenn die Tendenz oder die Meinung der beteiligten Macher klar ersichtlich ist. Dann darf man einen Film im positiven Sinne tendenziös nennen, da er ihnen nicht vorgaukelt, dass tatsächlich eine Abbildung der Realität liefern zu können. Das schafft nämlich nicht einmal der rein beobachtende Dokumentarfilm. Und von einem Dokumentarfilm eine Art objektive Wahrheit zu erwarten, ist somit ein etwa ähnlich unrealistisches Verlangen wie zu hoffen, es gäbe in irgendeiner Form „die eine“ objektive Geschichtsschreibung. Dass es diese nicht gibt, müsste hier doch allen aus Erfahrung bestens bekannt sein. Der Dokumentarfilm ist ein filmisches Genre, das sich mit realen Begebenheiten befasst, sie reflektiert, mit filmischen Mitteln interpretiert und wiedergibt. Falls Filmemacher in einer Pro-Contra Diskussion zum Beispiel lediglich nur eine Seite zu Wort kommen lassen (ist übrigens Gang und Gäbe), oder die andere Seite zu Wort kommen lassen aber sie trotzdem durch Schnitt, Musik oder unschmeichelhafte Aufnahmen, schlechter darstellen (kommt noch öfter vor), kann man das bestenfalls kritisieren (würde ich übrigens auch) oder befinden, dass man es interessant gefunden hätte, die andere Seite auch zu hören. Aber zu schreiben, dass dies dann kein Dokumentarfilm sein könne, ist leider einfach kein Argument, da die Aussage schlicht und weg falsch ist. Ich weiss, das ist im ersten Moment ähnlich enttäuschend, wie wenn man erfährt, dass in einer Tierdokumentation über Wildtiere oftmals ganze Szenen mit dressierten Tieren inszeniert werden. Da werden viele Illusionen zerstört, aber das ist nun mal so.

Am interessantestens finde ich aber, den Malsern tatsächlich zu unterstellen, dass sie sich von einem angeblich krankhaft polemischen Filmmemacher instrumentalisieren lassen. Eine solche Aussage ist nicht nur anmassend, sondern fast schon frech bis beleidigend allen Malsern gegenüber, die für ihre Ideale einstehen. Mal abgesehen davon, dass sie hier zudem ein reales Individuum, den Filmemacher, den sie wie ich wahrscheinlich nicht einmal kennen, ziemlich persönlich und unsachlich angiften. Wenn ihnen die Ideale der 2377 Malser nicht entsprechen, dann sagen sie es doch einfach. Sagen sie doch einfach: „Mir passt es nicht, dass Leute sich zusammenschliessen und gemeinsam gegen die Ausbringung von giftigen bis sehr giftigen Substanzen auf unseren Böden sind, respektive dagegen sind, dass solche Pestizide auch ihre Böden durch die Abdrift vergiften“. Sagen sie doch, „mir passt das nicht, weil ich (oder meine Eltern, oder meine Freunde oder mein Cousin) dann alles anders machen müssten, als bisher und womöglich Investitionen flöten gingen oder nicht mehr so viel Profit gemacht werden könnte. Sagen sie, meine Existenz ist bedroht oder was weiss ich, was sie für triftige Gründe haben um so unglaublich vehement dagegen zu sein, dass man zu Beginn des 21Jhr. versucht, auf demokratischem Wege eine andere Form der Landwirtschaft zu verwirklichen, die nachhaltiger mit unseren Ressourcen umgeht. Sagen sie doch, „mich kotzt das an, dass mir jetzt plötzlich irgendwelche Bürger vorschreiben woll, wie ich auf meinem Grund und Boden schalten und walten soll“. Oder geben sie ehrlich zu, dass sie auch nicht wissen, was sie ohne das ganze Gift machen sollten und finden, dass doch ein Schaden an der Unwelt und dem Mensch gar nicht nachgewiesen ist oder was auch immer ihre ernst gemeinten, ehrlichen Argumente für eine Monokultur und eine Ausbringen von starken Pestiziden sind. Das wär alles viel ehrlicher, als mit fadenscheinigen Argumenten gegen irgendeinen Filmemacher an der eigentlich Sache vorbei zu diskutieren. Oder sagen sie halt einfach, „Ich mag die Rethorik des Filmemachers nicht, ich finde sie zu polemisch oder tendenziös.“ Das ist um Himmels Willen ihr gutes Recht. Dafür muss man aber wahrlich nicht so beleidigend werden und jemanden ganz persönlich dergleichen verleumden.

Was für ein klug argumentierter und gleichzeitig elegant formulierter Kommentar! Abgesehen vom intellektuellen Genuss freue ich mich aus vielen Gründen aus tiefstem Herzen darüber. Einer der ganz praktischen Gründe: ich muss nicht selbst antworten, was ich auch gar nicht so gut gekonnt hätte. Ich lade Sie ein gerne auch Artikel bei uns zu veröffentlichen, wenn Ihnen etwas auf der Seele brennt. Vielen Dank, Alexander Schiebel

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