„Mir san mir!“

Ganz Südtirol wird derzeit mit einer Hochglanz-Broschüre beglückt, in der die Herren Schuler, Tiefenthaler, Ebner und Kössler auf öffentliche Kritik am Obstbau reagieren. Mit stozgeschwellter Brust wird dort gleich im ersten Satz verkündet, dass man in Südtirol „das größte geschlossene Obstanbaugebiet Europas“ finde. Eine gewaltige Monokultur also! (Die Bilder dazu habe ich im Trailer zu unserem Film „Das Wunder von Mals“ geliefert.)

Die Erkenntnisse des Weltagrarberichtes (der größten jemals von unabhängigen Wissenschaftern durchgeführten Studie zur Zukunft der Landwirtschaft), dass es nämlich nichts Schädlicheres gibt als Monokulturen, dass diese Form der Landwirtschaft nicht nur Mensch und Tier vergiftet, sondern auch den größten Beitrag zum Klimawandel liefert, diese Erkenntnis hat es offenbar nicht über den Alpenhauptkamm geschafft.

Man bejubelt sich stattdessen lieber selbst: Jeder zweite Apfel in Italien kommt aus Südtirol! Bravo! Jeder zehnte Apfel in Europa ist ein Südtiroler! Hurra!

Aber eines kann man unseren Landwirtschaftspolitikern nicht vorwerfen: dass Sie uns über die Gründe für diesen Wahnsinn täuschen wollen. Denn schon auf der zweiten Seite heißt es, dass man durch dieses „größte geschlossene Obstanbaugebiet Europas“ eine Wertschöpfung von 530 Million Euro jährlich generiere. (Zusammen mit den Obstbaugenossenschaften sogar noch 100 Million Euro mehr.) Es geht also um Wertschöpfung, Umsatz, Profit, Wachstum, Innovation, kurz: Geld.

Zuerst kommt die Wirtschaft, dann die Gesundheit.
Zuerst kommt der Gewinn,
… und erst danach die Zukunft unserer Kinder.

Wer etwas über die möglichen Folgen und Nebenwirkung dieses Monokultur-Wahnsinns erfahren will, muss schon bis zur letzten Seite blättern. Dort geht es beschönigend um „Herausforderungen“. Man müsse sich um einen „naturnahen“ Anbau bemühen. (Wörtlich heißt es allerdings: „um einen naturnahen und gleichzeitig wirtschaftlichen Anbau“. Wer Augen hat zu sehen, der sehe.)

Ich bin mir sicher, dass Südtirols Bevölkerung nicht halb so kurzsichtig ist, wie diese Broschüre. Oder mit den Worten einer Malser Aktivistin: „Was Gift ist, das muss man den Leuten nicht erklären.“

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